Inklusion kaputtreden macht Menschen kaputt

Nach NRW will nun auch die CDU in Niedersachsen mit dem Draufhauen auf Inklusion und Pause-Versprechen den Wahlkampf gewinnen. Die Union bekommt leider dabei auch immer wieder Wahlunterstützung in den Medien (vgl. überregionaler Teil im Anzeiger für Harlingerland vom 31.5.17).

CDU/FDP haben zu Regierungszeiten die 2008 von der WHO eingeforderten Inklusion mit Unterstützung der SPD 2010 als Schulgesetz beschlossen. Die damalige schulpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion Ina Korter, die 2009 einen Gesetzesentwurf zur Inklusion eingebracht hatte,  hatte diese Umsetzung als „Inklusion light“ abgelehnt und dabei v.a. moniert, dass bei dieser Umsetzung der Prozess mit zu wenigen Mitteln ausgestattet sei. Nun in den fast 5 Jahren Regierungsverantwortung haben Rot-Grün zusammen, den schwierigen Prozess, die Schulen für alle Kinder zu öffnen, angeschoben. Es wurden Finanzmitteln für die Kommunen als Schulträger frei gegeben, personelle Verstärkung durch Sozialpädagogen und pädagogische Mitarbeiter für die Schulen, Weiterbildung für die Lehrerschaft. Förderschulen haben begonnen sich als Förderzentren auch der Regelschulen zu organisieren und zu positionieren. Leider kann auch die Landesregierung keine Sonderpädagogen schnitzen, die nötig gebraucht werden und noch zu wenige von den Hochschulen kommen. Es war m.E. richtig, das Gesetz 2010 zu beschließen – auch mit den Mängeln. Lieber unvollkommen beginnen als perfekt scheitern. 2015 wurde mit der rot-grünen Schulgesetznovelle u.a. auch der Inklusionsprozess weiter verankert.

Mittlerweile gibt es schon gute Beispiele und es gibt noch viel mehr unfertige Baustellen. Wie alle großen Transformationsprozesse geht alles nicht von heute auf Morgen. Und es läuft besser, wenn alle Betroffenen möglichst viel Unterstützung bekommen. Das sind Finanzmittel v.a. für Personal, aber auch Zeit, Austausch über das beste WIE und Vertrauen. Ich würde mir wünschen, wenn alle Parteien und Medien jetzt weniger Wahlkampf mit einem schwierigen Thema machen. Besonders schädlich ist es,  einen langsam in Fahrt kommenden Prozess zu stoppen. Das verbessert nichts, verunsichert nur. Das ist das Einmaleins des Projektmanagement. Und vergessen sind dann schnell die, die unter dem jetzigen Schulsystem leiden. Vergessen, dass nur ein Viertel aller FörderschülerInnen einen Schulabschluss machen.  In meiner Berufspraxis erlebe ich immer wieder Erwachsene , die mit dem Stempel  Förder/Sonderschule aufwuchsen und in ihrem Entfaltungsprozess dadurch massiv behindert wurden. Inklusion ist kein Wunschkonzert , sondern Menschenrecht und wir sollten allen Betroffenen fern von Wahlkampfgetöse die Ruhe lassen und die nötigen Mittel geben,  diesen Prozess immer besser und ohne Behinderungen und Verzögerungen umzusetzen.

Von den Medien würde ich mir wünschen, den gelungenen Beispielen auch einzelner Schulen mehr Raum zu geben, damit alle lernen können.

Ulrike Maus

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