Mehr Individualverkehr ist keine Option

In einer Pressemitteilung (Harlinger vom 17.10.2019) behauptet Björn Fischer vom CDU Kreisverband Wittmund: „Wir werden in Zukunft … mehr … Individualverkehr in der Fläche haben.“

Eberhard Hoffmann

„Das ist keine Option“ entgegnet Eberhard Hoffmann, im Kreisvorstand der Grünen Beirat für Mobilität.

Angesichts fortschreitenden Klimawandels werden wir Individualverkehr reduzieren müssen! In Deutschland ist jedes Auto, wenn es fährt, im Durchschnitt mit 1,5 Personen besetzt, im Berufsverkehr nur mit 1,1 Personen. Offensichtlich, dass das keine sehr gute Idee sei. Auch die CDU und Herr Fischer haben inzwischen erkannt, dass zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes ein Umsteuern stattfinden muss. Dazu setzen sie voll und ganz auf Elektromobilität. E-Autos sind zwar nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen etwas besser in ihrer Umweltbilanz als Fahrzeuge mit Diesel- und auch mit Benzinantrieb, jedenfalls ab einer gewissen Kilometerleistung. Nur: auch E-Autos verbrauchen in erheblicher Weise Ressourcen und belasten die Umwelt, nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Herstellung und Verschrottung. Ganz zu schweigen von Flächenverbrauch und Versiegelung durch Straßen und Parkplätze. Die Grünen im Landkreis Wittmund sagen: Das können und wollen wir uns nicht mehr leisten. Herr Fischer bezieht sich auf eine Presseerklärung der Grünen zur Mobilität, in der wir den deutlichen Ausbau des öffentlichen und schienengebundenen Personennahverkehrs forderten. Herr Fischer und die CDU halten das für unsere Region für nicht machbar oder für nicht sinnvoll, da es stattdessen mehr Autos geben werde. Eberhard Hoffmann: „Wir brauchen dringend eine bessere Mobilität im Landkreis Wittmund und Umgebung. Und das bedeutet: wir brauchen bessere Angebote nicht nur, aber auch für Menschen die noch keinen Führerschein haben, die keinen mehr haben, oder die sich einfach kein Auto leisten oder können!“ (Siehe hierzu Bericht im Anzeiger vom 18.10.: Im LK Wittmund arbeiten 28,9 % für Niedriglohn.) Eberhard Hoffmann weist daraufhin, dass die Grünen dazu zahlreiche Vorschläge gemacht haben, die inzwischen u.a. auch in den Entwurf für ein neues Nahverkehrskonzept des Landkreises eingeflossen seien. Unter anderem beinhalten die Vorschläge bessere Bus- und Bahnverbindungen. Auch die Grünen möchten die Elektromobilität fördern, wobei unterschiedliche Antriebstechnologien eine Rolle spielen werden. Wichtiger aber erscheinen den Grünen neue Mobilitätskonzepte, die unter anderem Rufbusse, Sammel-Taxis, Versuchsstrecken für Autonome-Shuttle Busse beinhalten. Diese müssen verbunden werden mit zeitgemäßen regionalen und überregionalen Tarifkonzepten, die alle unterschiedlichen Verkehrsträger einschließen.

Mehr als erstaunlich hingegen finden die Grünen laut Hoffmann den Vorwurf des Herrn Fischer in seiner Pressemitteilung, sie hätten nichts für die Bahnanbindung von Bensersiel und nichts für den Lückenschluss Norden – Esens getan. Tatsächlich hat die CDU sich gerade mal im Wahlkampf 2013 für die Anbindung nach Bensersiel sowie mit Kreistagsbeschluss für die Reaktivierung der Küstenbahn ausgesprochen. Allerdings nur auf lokaler Ebene, nicht im Landtag. Wir Grünen setzen uns stark ein für die Anbindung von Bensersiel, und insbesondere den Lückenschluss zwischen Dornum und Esens. Die Anbindung Bensersiel nützt fast ausschließlich dem Tourismusgewerbe. Der Lückenschluss nach Norden wäre noch viel mehr ein Gewinn für den Tourismus und zusätzlich für alle Pendler! Wittmund – Norden und viel mehr noch Wittmund – Emden sind dabei wichtige Achsen. Beispielsweise im Februar 2011 haben sich die Grünen Bundestagsabgeordneten Dr. Anton Hofreiter (damals verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, heute Fraktionsvorsitzender) und Thilo Hoppe aus Aurich über die Möglichkeiten der Reaktivierung vor Ort in Dornum und Esens informiert. Im Juni 2013 sind die Grünen aus dem Landkreis Wittmund gemeinsam mit Dr. Anton Hofreiter und der damaligen verkehrspolitischen Sprecherin im Landtag, Susanne Menge, die Strecke mit Bahn (soweit es möglich war) und PKW abgefahren. Mit dabei der damalige grüne Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe aus Aurich und der heutige Wittmunder Landrat, Holger Heymann (damals SPD Landtagsabgeordneter).

Eberhard Hoffmann weist darauf hin, dass Landtagsabgeordnete der Grünen sich auch im September 2010 ein Bild von der Bahnanbindung in Dornum, Esens und Wittmund gemacht hatten (der Anzeiger berichtete). Die Grünen haben die Bürgerinitiative „Bahn free vör d’Küstenbahn“ seit deren Gründung unterstützt. Die Grünen seien diejenige Partei gewesen, die in der der aktuellen SPD/CDU Koalition vorausgegangenen Legislaturperiode das Thema Reaktivierung von Bahnstrecken in Niedersachsen vorangetrieben haben! Die Strecke Dornum – Esens ist in der Auswahl in die zweite Runde gekommen. Weil die Kriterien die ländlichen Regionen benachteiligt haben danach leider rausgefallen. Aber die CDU habe bislang faktisch in diesem Kapitel bestenfalls nicht gestört. Verständnis äußert Hoffmann dafür, dass Fischer diese Hintergründe nicht so gut kenne. Er sei ja noch nicht so lange dabei. Nur könnten seine Wähler schon erwarten, dass er sich in dem Fall bei seinen Parteifreunden entsprechend erkundigt.

Mit einem klaren Kooperationsangebot an die CDU schließt Hoffmann: „Umso mehr freuen wir Grünen uns jetzt über die explizite Bereitschaft von Herrn Fischer, den Lückenschluss voranzutreiben. Die landkreis- und parteienübergreifende Bürgerinitiative „Bahn free vör d’Küstenbahn“ wird sich über seine Mitarbeit ebenfalls sehr freuen, da aktuell kein anderes CDU Mitglied dabei ist. Wir geben Herrn Fischer gern den aktuellen Planungsstand, der in den letzten 9 Jahren erarbeitet worden ist. Wir freuen uns, wenn er hilft, über seine Partei und seinen direkten Draht zu Wirtschaftsminister Althusmann die Reaktivierung der Bahnstrecken Dornum – Esens und Esens – Bensersiel in die Umsetzung zu bringen.“ Auf die Grünen könne Herr Fischer dabei zuverlässig zählen!

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel