Seit einem Jahr zwingt uns das Coronavirus in die Knie. Ein Lockdown folgt dem nächsten, weil wir Leben retten wollen. Und eine Branche ist davon besonders betroffen. In der Hotellerie und Gastronomie steht quasi seit letztem Jahr Ostern weitgehend alles still. Zwar konnten die Betriebe immer mal wieder öffnen, aber nur mit strengem Hygienekonzept und deutlich weniger Auslastung. „Als gelernte Hotelfachfrau schmerzt es mich sehr, die Branche derart am Boden zu sehen. Auch gerade in den Küstenregionen, aber nicht nur da sind viele Menschen vom Tourismus abhängig – wir müssen den Beschäftigten, aber auch den Inhaber*innen endlich eine Perspektive bieten.“, so Sina Beckmann, Direkt-Kandidatin von Bündnis 90/ Die Grünen für den Wahlkreis 26 in Friesland, Wilhelmshaven und Wittmund. Natürlich steht auch für sie die Gesundheit der Menschen an erster Stelle mit dem größtmöglichen Schutz vor einer Corona-Infektion. Dennoch, sagt sie, muss es möglich sein, wieder an Lockerungen zu denken. Vom nächsten Bund-Länder-Treffen erwarte sie konkrete Aussagen, wie es nun weiter gehen soll. „Viele Hotelliers und Gastronom*innen haben schon im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 aufgerüstet und viel Zeit und Geld in ausgefeilte Hygienekonzepte investiert. All diese Anstrengungen und Bemühungen sind nicht belohnt worden.“, weiß auch Birgit Kolb-Binder, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Niedersachsen. Weiter ist sie sich sicher: „Wir sind nicht das Problem, sondern die Lösung. Bei uns können sich die Menschen kontrolliert treffen. Das schafft Sicherheit in der Pandemie. Private Haushalte können das nicht.“
Und gerade, weil es hier die Möglichkeit des kontrollierten Zusammenseins mit Abstand gibt, mit einer hohen Trefferquote bei der Nachverfolgung möglicher Ansteckungen durch die personifizierte Anmeldung und durch die Nutzung von Corona-Schnelltests, sollte spätestens zu Ostern eine Lockerung in Aussicht gestellt werden, natürlich immer im Hinblick auf die aktuelle Pandemie-Entwicklung, so die grüne Kandidatin. „Die andere Variante hat ja leider nicht wirklich funktioniert.“, bezieht Sina Beckmann sich auf das Auszahlungsdesaster der Unterstützungsgelder. „Noch nicht mal die Novemberhilfen sind flächendeckend ausbezahlt, von Dezember und Januar will ich gar nicht reden. Erst gibt es Probleme mit der Software zum Beantragen der Hilfen und dann ändert die Bundesregierung klammheimlich die Zugangsvoraussetzungen, so dass selbst die Steuerberater*innen ratlos sind. Das ist kein Zustand und schafft kein Vertrauen.“, zeigt sich Sina Beckmann verärgert.
Die Branche steht vor einem Wandel. Nicht alle Betriebe werden es schaffen nach dieser langen Zeit der Abstinenz. Die DEHOGA schätzt, dass 1/3 der Restaurants und Hotels für immer schließen werden. So stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Schon vor Corona fand ein Umdenken statt. Die Branche setzte auf mehr Nachhaltigkeit, weniger Plastik und lokale sowie saisonale Lebensmittel. Diesen Weg wollen die meisten weiter gehen, so Birgit Kolb-Binder, denn der sanfte Tourismus, also im größtmöglichen Einklang mit der Natur und Umwelt, ist einer der Zukunftsmärkte. Es geht nicht mehr um Masse, sondern um Klasse. Um Urlaub wieder als Erholung zu spüren und Entschleunigung zu genießen. Mehr wandern, mehr Fahrrad fahren, mehr regionale Speisen, weniger Fleisch und weniger Hektik. Dieses Konzept haben auch die ostfriesischen Inseln für sich entdeckt. Das Wohlfühlen steht an oberster Stelle. Sina Beckmann stellt abschließend klar: „Wir brauchen jetzt konkrete Pläne, die es dem Gast- und Beherbergungsgewerbe ermöglichen, ihren Betrieb unter allen gebotenen Schutzvorkehrungen wieder zu öffnen. Für die durch den Pandemieschutz entstehenden Mindereinnahmen und Mehrausgaben, braucht es bis zum Normalbetrieb weiter staatliche Hilfen in Form von Steuererleichterungen, Direkthilfen und 0-Zinskrediten.“
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