Pressemitteilung von Bündnis 90/Die Grünen im Gemeinderat Friedeburg zum Artikel „Baugebiete in sämtlichen Ortschaften“ im Anzeiger für Harlingerland vom 4.8.2021
Der Harlinger berichtete über ein Gespräch der Friedeburger CDU mit dem Bürgermeister der Gemeinde. Dieser Bericht darf nicht unwidersprochen bleiben, so die Fraktionsvorsitzende Doris Stehle, Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Gemeinderat Friedeburg.
Sicher wäre es wünschenswert, wenn man allen Bauwilligen in der Ortschaft ihrer Wahl auch ein Baugrundstück anbieten könnte, ein Wahlversprechen, das schnell zum Wahlversprecher werden kann. Muss man nicht in Zeiten des Klimawandels (der ungewöhnliche Starkregen hier im Norden und die verheerenden Überflutungen vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz sind ein deutliches Zeichen dafür) über den CDU-Tellerrand hinausschauen und über das Ausweisen von Baugebieten für Einfamilienhäuser mit großen Grundstücken hinausdenken? Ein Blick in das Wohnraumkonzept des Landkreises Wittmund bringt die Erkenntnis, dass langfristig (bis 2040) mit einem Bevölkerungsrückgang im Landkreis zu rechnen ist. Der Bedarf an Ein- und Zweifamilienhäuser ist, bezogen auf diese Zeitschiene, bereits jetzt schon gedeckt. Was wirklich fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen. Es wäre sinnvoll, sich neben dem Ausweisen von Baugebieten für alternative Wohnkonzepte einzusetzen, wie etwa im Leitbild des Landkreises das „Wohnen für Hilfe“ oder einen Wohnungstausch, klein gegen groß, in Ballungsgebieten schon längst etabliert.
Schon jetzt ist die Oberflächenkanalisation in einigen Ortschaften völlig unzureichend. Nicht nur bei ungewöhnlichem Starkregen wie im Juli sind z.B. in Horsten ganze Straßenzüge überflutet mit der Folge, dass das Regenwasser in Keller und Wohnzimmer oder auch Geschäfte abfließt und die freiwillige Feuerwehr mit Pumpen anrücken muss. Die zuständigen Behörden im Landkreis handeln verantwortungsvoll, wenn sie bei neuen Baugebieten streng darauf achten, dass die Oberflächenentwässerung einem Starkregen gewachsen ist oder auch die Belange der Tier- und Pflanzenwelt nicht aus dem Blickfeld geraten (so geschehen bei der deshalb gescheiterten Erweiterung des Baugebietes in Marx). Und dazu gehört auch, ggf. mal eine Zustimmung zu verweigern oder hohe Auflagen zu machen. Zudem kommt, dass Flächen nicht beliebig vermehrbar sind. Da, wo Baugebiete oder Gewerbeflächen ausgewiesen werden, stehen Flächen nicht mehr z.B. für die Landwirtschaft zur Verfügung.
Wie könnte also die Lösung aussehen? Die Gemeinde muss ihre Hausaufgaben machen, die Oberflächenentwässerung in Stand setzen und an den schon jetzt bestehenden Bedarf anpassen. Die von uns GRÜNEN bevorzugte Lückenbebauung ist dabei gleich mit zu berücksichtigen, so Doris Stehle. Es macht doch mehr Sinn, in vorhandenen Ortschaften die Bebauung zu verdichten und die Infrastruktur entsprechend anzupassen, anstatt immer neue Flächen auszuweisen. Wir sollten uns von der 1 1/2geschossigen Bauweise verabschieden und höhere Bauten zulassen. Wir brauchen nicht nur Einfamilienhäuser, die meist von jungen Familien nachgefragt werden, sondern auch Mehrfamilienhäuser mit bezahlbarem Wohnraum. Damit würden wir die knappen Bauflächen besser nutzen, so Ratsfrau Kirsten Getrost. Und anstatt unbegrenzte Versiegelung von Grundstücken zu tolerieren, könnte man eine Bepflanzung mit heimischen Pflanzen befördern.
Richtlinien für die Vergabe von knappen Baugrundstücken sind mittlerweile unumgänglich. Nicht die CDU, sondern andere Parteien haben hierzu den Anstoß im Gemeinderat gegeben. Und erst auf GRÜNE Initiative hin gibt es jetzt einen runden Tisch, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Richtlinien für die Vergabe von Baugrundstücken zu erarbeiten, so abschließend Doris Stehle.
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