Den Toten zu Ehr – aber fehlt da nicht was?

Im AfH vom 23.11.2024 berichtet Detlef Kiesé ganzseitig über den „gebeugten
Bären“ zum Gedenken an Esenser Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind und
über die zugehörige Einweihungsfeier von 1924. Der Sprecher des Esenser
Ortsvorstandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisiert: „Wir schätzen die kompetente,
sachliche Berichterstattung von Detlef Kiesé sehr. Aber in diesem Bericht werden
Stahlhelm Gruppen ohne jede Erläuterung als Aufrufer und Teilnehmer der Denkmalweihe
gelistet, das finden wir kurz nach dem Esenser Gedenktag zur Ermordung von Juden
respektlos.“

In einer Pressemitteilung betonen die Grünen: Der Stahlhelm war ein faschistischer und antisemitischer
Verband. Die ebenfalls im AfH aufgelisteten Kampfgenossen-Vereine waren nicht wirklich besser. Obwohl
der Anzeiger auf derselben Seite in der Printausgabe einen Hintergrundartikel platziert hat unter der
Rubrik „Was dazu noch wichtig ist“, werden die genannten faschistischen Gruppen undifferenziert neben
Vereinen, Gemeindemitgliedern, Angehörigen der Gefallenen und Einwohnern gelistet. Da fehlt der
Hintergrund:
„Der Stahlhelm wurde 1918 … gegründet. Finanziert wurde der Stahlhelm von ehemaligen Militärs und
den im Deutschen Herrenklub zusammengeschlossenen Unternehmern sowie von ostelbischen
Großgrundbesitzern. Der Stahlhelm verstand sich als Organisation, in der das Wirken aller
Kriegsteilnehmer Anerkennung finden sollte, und stand in eindeutiger Opposition zum politischen System
der Weimarer Republik… Ehemaligen Frontsoldaten jüdischen Glaubens wurde die Mitgliedschaft
verwehrt… Deshalb bezeichneten die Stahlhelm-Mitglieder gegen Ende der Weimarer Republik sich selbst
in Abgrenzung zur NSDAP auch als die „deutschen Faschisten“. Zu weiteren Grundforderungen gehörten
die Schaffung eines „völkisch großdeutschen Reiches“, die Bekämpfung der Sozialdemokratie sowie des
„Händlergeistes des Judentums“ … und eine Politik für Lebensraum im Osten. Im Jahre 1922 stand ein
Arierparagraph, der alle jüdischen Mitglieder entfernen sollte, auf der Tagesordnung des
„Frontsoldatentags“ (Wikipedia).
In einer Zeit von zunehmendem rechtsextremen Hass und Gewalt, und zunehmendem Antisemitismus
hätte es nach Auffassung der Grünen mindestens in der Rubrik „Was dazu noch wichtig ist“ eine
Erläuterung geben müssen. Eberhard Hoffmann: „So ist der Artikel ein Schlag in das Gesicht all derjenigen
Menschen, die vor wenigen Tagen, am 9. November mit der Stolperstein-Aktion und am August-
Gottschalk-Haus sowie am Volkstrauertag am Jüdischen Friedhof an die Gewalt gegen und die Ermordung
von Jüdinnen und Juden erinnert haben.“
Und Birgit Hasselberg vom Grünen Vorstand ergänzt: „Vergessen sollten wir auch nicht, dass in Esens die
von den Stahlhelm-Gruppen unterstützten Deutschnationalen Parteien (NSDAP und DNVP)
überdurchschnittlich viele Anhänger und Wähler hatten. Auch deshalb gibt es aktuell unsere Aktionen
gegen die AfD unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“!“

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel