Am 22. Dezember 2001 beschloss der Deutsche Bundestag zum ersten Mal den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Es war damals die erste rot-grüne Bundesregierung, die diesen Beschluss gefasst hatte. Gut 20 Jahre später gilt die Mission als abgeschlossen, ob erfolgreich, darüber mag man streiten.
Der Terror in der Region ist geblieben. Über 160.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten kämpften für Frieden und Stabilität. 59 von ihnen verloren dabei ihr Leben, unzählige sind traumatisiert zurück gekehrt. Dabei steht außer Frage, dass wenn wir unsere Parlaments-Armee in den Einsatz schicken, sie bestmöglich für ihren eigenen Schutz ausgerüstet sind. Wir können sie nicht mit Turnschuhen und weißen Bettlaken losschicken. Soll heißen, die Bundeswehr ist schlecht ausgestattet. Und wenn eine Mission, die gut 20 Jahre gedauert hat, nun beendet wird und die Soldatinnen und Soldatin wieder zurück sind, dann gehört es sich, dass wir uns bei ihnen bedanken. Gebührend bedanken – mit dem Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin und der Verteidigungsministerin. Aber niemand war da. Diese Kameradinnen und Kameraden haben vor Ort auf Befehl ihr Leben riskiert. Deshalb: Ehre, wem Ehre gebührt. Und das nicht mit Ausschluss der Öffentlichkeit auf einem Hinterhof-Platz. Sondern für uns alle gut sichtbar vor dem Reichstags-Gebäude. Als Ehrung für die Soldatinnen und Soldaten und als Mahnung an uns alle: für mehr Frieden auf der Welt.
In vielen Regionen in Deutschland, in denen die Bundeswehr keine direkte Rolle im Leben der Menschen spielt, sind diese Themen nicht an der Tagesordnung. Anders aber bei uns, in Wittmund, Jever oder Wilhelmshaven. Hier sind Soldatinnen und Soldaten stationiert, die Einsätze im Ausland wahrnehmen. Hier auf den Wochenmärkten, wenn man beim Gemüsestand ansteht, bekommt man sie mit – die Gespräche der Väter und Mütter, der Ehefrauen und Ehemänner und weiterer Familienmitglieder, die erzählen, dass ihre Tochter, ihr Sohn, ihre Frau oder ihr Mann gerade wieder aufgebrochen ist. Nach Afghanistan. Hier bekommt der Krieg plötzlich ein Gesicht. Aber es ist irgendwie auch ein beinahe normales Gespräch. Dabei sollte Krieg nicht Normalzustand sein. Frieden aber schon. Und ich setze mich ganz klar dafür ein, viel mehr für den Frieden zu leisten. Und das bedeutet in erster Linie, dass wir versuchen, die Kriegsursachen zu verhindern. Unsere deutsche Politik. Wir müssen keine Agrarmärkte in Afrika oder anderswo mit unseren Lebensmitteln, die wir nicht mehr wollen, kaputt machen. Denn Hunger ist ein Kriegstreiber. Wir müssen keine Waffen, die Kriege am Laufen halten, exportieren. Denn Krieg hilft dem Frieden wenig. Und wir müssen nicht weiter auf fossile Energien wie Öl und Gas, und dazu noch aus autokratischen Staaten, setzen. Denn das forciert geopolitische Spannungen. Nein, wir müssen und wir können wirklich zum Frieden beitragen. Wir, als eines der reichsten Länder der Welt, haben diese Verantwortung und diese Verpflichtung. Unser Credo muss sein: weniger Krieg, mehr Diplomatie und Frieden.
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