4 Jahre ist nun her, dass in Carolinensiel 2500 Unterschriften gesammelt wurden, um gegen den Abriss alter Häuser zu Gunsten neuer Ferienwohnanlagen zu protestieren. Weder Bürgermeister noch der Stadtrat ließen sich dadurch beeindrucken. Das Ergebnis ist in der Mühlenstraße 19, Neue Straße19, demnächst im Mittelweg, in der Deichstraße und Wittmunder Straße von Carolinensiel zu sehen.
Das abnehmende Wohnungs-Angebot führt zu höheren Miet- und Immobilienpreisen. Die Frage stellt sich, ob man immer den Interessen der Investoren Rechnung tragen muss. Die Wirkungskette setzt sich fort, so dass Fachkräfte und junge Menschen große Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche vor Ort haben. Sie müssen sich notgedrungen im weiter südlich gelegenen Binnenland eine Wohnung nehmen. Der Verdrängungswettbewerb arbeitender Menschen auf den Inseln und in den küstennahen Orten durch die weiter steigende Anzahl von Ferienwohnungen ist in vollem Gange. Arbeitnehmer müssen umweltbelastende lange Fahrten in Kauf nehmen, weil auch der öffentliche Personennahverkehr auf der ostfriesischen Halbinsel äußerst mäßig ausgebaut ist. Hinzu kommt, dass durch den Wegzug der Menschen von der Küste den Kindergärten und Schulen entsprechende Plätze verloren gehen oder der wichtige Nachwuchs in den Vereinen, z.B. in der Freiwilligen Feuerwehr, fehlt.
Wie sehr die zahlreichen Ferienwohnungen in allgemeinen Wohngebieten die Dorfstruktur verändern, wurde hier vielfach ausgeführt. Das nachbarschaftliche Leben geht dadurch mehr und mehr verloren. Der Abriss von alten und historischen Häusern führt zur negativen Veränderung des Ortsbildes. Die Eigentümer der Zweit- oder Dritt-Immobilien wohnen in der Regel nicht am Ort, bevorzugen deshalb pflegeleichte Grundstücke und tragen erheblich zur Bodenversiegelung und Verarmung von Pflanzen- und Tierwelt bei. Leer stehende Ferienhäuser und -wohnungen auch während der Saison bieten wegen der vielen heruntergelassenen Rollläden ein trostloses Bild.
Das damalige Anliegen ist bis heute aktuell geblieben, so dass auf dem letzten Treffen ‚Grüne vor Ort‘ beschlossen wurde, einen ‚Einwohnerantrag‘ (die Vorstufe eines Bürgerbegehrens) an den Rat der Stadt Wittmund auf den Weg zu bringen. Dieser beinhaltet vor allem die
Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für die nachhaltige Bebauung der Ortschaft Carolinensiel,
Einwohnerinnen und Einwohner, die mindestens 14 Jahre alt sind und ihren 1. Wohnsitz in der Stadt Wittmund (Kommune) haben, können diesen Antrag unterschreiben. Er muss in schriftlicher Form eingereicht werden, eine elektronische Form ist unzulässig. Das Begehren muss nicht nur eine Begründung sondern auch einen Vorschlag zur Deckung der Kosten und Einnahmeausfälle enthalten. Für den Einwohnerantrag sind mindestens 4 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner an Unterschriften erforderlich, also eine ambitionierte Zahl von knapp über 800.
Das nächste monatliche Treffen ‚Grüne vor Ort‘ in Carolinensiel findet am kommenden Donnerstag, den 2. Juni 2016, um 19.30 Uhr im Restaurant ‚Erholung‘ am Hafen Ost statt.
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