Beim jüngsten öffentlichen Grünentreffen auf Langeoog konnten Vorstand und Mitglieder um Bärbel Kraus und Christel Sommer hochrangigen Besuch begrüßen. Dr. Hans-Jochen Luhmann, Senior Expert beim renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und Vorsitzender des Beirats der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V., ist Deutschland und EU-weit in den Themen politisch zuhause und der Insel seit mehr als 40 Jahren verbunden. Er verfolge mit Interesse die Bemühungen der Langeooger Grünen, die Energiewende auf der Insel voranzubringen. Man war sich sofort einig, dass schnellstens gehandelt werden müsse.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise habe die Bundesregierung im Juli die größte energiepolitische Novelle seit Jahrzehnten beschlossen, teilte er mit. Ziel sei der beschleunigten Ausbau der Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 solle der Anteil der erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80% steigen. In diesem Zusammenhang sei Dr. Luhmann auch der letzte Antrag der Langeooger Grünen zur „Erneuerbaren-Energien-Initiative“ positiv aufgefallen, sodass er in seinem Urlaub spontan seine Unterstützung mit seiner Expertise angeboten habe. Vorstandssprecherin Bärbel Kraus hatte ihn daraufhin zu dem öffentlichen Grünentreffen eingeladen.
Dr. Luhmann wies in der Veranstaltung im Seemannshus ergänzend auf eine fundamentale Regelung für die Wärmeversorgung von Gebäuden hin. Die Regierungskoalition habe vereinbart, dass ab dem 1.1.2024 jede neu eingebaute Heizung, nicht nur in Neubauten sondern auch in bestehenden Gebäuden, zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien zu betreiben sei. Vorüberlegungen zur technischen Konkretisierung besagten, dass etwa zwei Drittel der neu einzubauenden Heizungen dann Elektroheizungen, bevorzugt mit Wärmepumpen, darunter wiederum bevorzugt mit Wärmebezug aus dem Grundwasser, sein werden und ein Drittel ihre Wärme aus Nah- und Fernwärme-Systemen beziehen. Zwischen diesen Alternativen werde sich auch Langeoog zu entscheiden haben, so Dr. Luhmann.
Die Ampelvertreter seien mit Hochdruck dabei, ihre knappe aber weitreichende Ankündigung zu neuen Heizsystemen zu konkretisieren, Kürzlich hätten sie als Ergebnis ein Eckpunktepapier publiziert. Demnach habe der Koalitionsausschuss entschieden, die Nutzungsdauer von bestehenden Heizungen schrittweise auf 20 Jahre zu reduzieren. Um eine abwartende Haltung im Heizungsmarkt zu verhindern und schnell die Abhängigkeit von fossilem Erdgas oder Erdöl zu reduzieren, werde daher im GEG (Gebäudeenergiegesetz) ab 2026 die maximale Betriebslaufzeit von rein fossilen Erdgas- und Erdölkesseln sukzessiv von 30 auf 20 Jahre begrenzt. Erdöl- und Erdgaskessel, die bis 1996 eingebaut worden sind, dürften noch längstens bis 2026 betrieben werden. Für die im Zeitraum von 1996 bis 2024 eingebauten Kessel werde die zulässige Betriebsdauer jährlich von 30 auf 20 Jahre zurückgeführt. Nach Ablauf der jeweils geltenden Frist müssten die Heizungen ausgetauscht und die Vorgaben der 65-Prozent-EE-Regelung eingehalten werden. Die bisherige Regelung für Ölheizungen werde daher auf Erdgasheizungen ausgeweitet.
Dr. Luhmann: „Das ist eine Vorgabe für die Gasversorger und für deren Unternehmensplanung der Gasverteilnetze, auch auf Langeoog. Die sind abzuschreiben, der Rückbau der Gasverteilnetze ist in den Blick zu nehmen. Offen ist nur noch, ob sie die wirklich bis zum Abschalten des letzten Kunden in 2044 in Betrieb halten werden, oder ob der Betrieb früher eingestellt werden wird.“
Thematisiert wurde auch der notwendige Umbau im Gebäudesektor. Die deutlich erhöhte Energieeffizienz der Bestands-Gebäude sei ja die Voraussetzung für ein neues Heizsystem. Die Wärmewende müsse in 20 Jahren vollzogen sein, diese Transformation sei extrem herausfordernd. Es wurde der Rat gegeben, sich zeitnah mit dem Thema auseinanderzusetzen, über mögliche Lösungswege nachzudenken und unbedingt schon jetzt für Gemeinde und Eigenbetriebe eine Aufstellung zu erarbeiten, welche Investitionsnotwendigkeit sich daraus ergebe und wie das finanziert werden solle, ohne die Bürger:innen durch Steuerhöhungen zu belasten.
Dr. Luhmann riet auch dazu, mit dem Betreiber des Gasnetzes auf der Insel Kontakt aufzunehmen und nach seinen Vorstellungen für ein Konzept einer Wärmewende nach der 65%-Formel zu fragen. Dass diese Erneuerbare-Energien-Initiative nur mit Hilfe von Klimaschutzbeauftragten auf Langeoog umgesetzt werden könne, stand für die Anwesenden außer Frage, zumal die Gemeinde durch eine Förderung des Bundes nur mit einem Kostenanteil von jährlich Euro 30.000 belastet werde und zudem Erstumsetzungen noch zusätzlich mit Euro 250.000 vom Bund gefördert würden.
Der Vorstand dankte Dr. Luhmann für seine Ausführungen, seinen Blick auf die Sicht die Dinge und vor allem für sein Angebot, dass er auch zukünftig bei Fragen ansprechbar sein werde.
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