„Wahre Umwälzungen finden in Sackgassen statt“ sagte Brecht.
Farbe bekennen für die Landwirtschaft. Unter diesem Motto veranstaltet das ostfriesische Landvolk einen bunten Vormittag.
Der dramatische Preisverfall, der leider viele unserer landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Existenz bedroht, kommt für die meisten leider nicht überraschend. Außer für diejenigen, die Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt (CSU) und der CDU vertraut und an versprochene „goldenen Zeiten“ geglaubt haben, die nach der Abschaffung der Milchquote auf dem freien Markt anbrechen sollten. Nicht wenige haben in gutem Treu und Glauben an diesen Markt viel in die Erweiterung der Betriebe investiert, um über den Export an dem gepriesenen Aufschwung teilzuhaben. Nichts davon ist eingetroffen: das System von „immer mehr, immer billiger“ ist überhitzt und wendet sich nun gegen die Erzeuger. Der Markt ist überschwemmt mit Milch und Milchprodukten, mit Schweinefleisch, das zum Ramschpreis über die Bühne geht. „Goldene Nasen“ verdient sich nun nur der Handel wie auch in der Blockade der Molkereien im Gespräch mit Landeslandwirtschaftsminister Meyer ( GRÜNE) und Milchbauern letzte Woche ( der Harlinger berichtete) deutlich wurde. Leiden müssen unsere Landwirte und ihre Tiere sowie die Umwelt. Die Grünen Landesagrarminister warnten seit langem, dass mit dieser Politik des „immer mehr und immer billiger“ automatisch das Höfesterben angeheizt wird.
Nun endlich haben sich alle Agrarminister der Länder geeinigt und sie fordern von Bundesagrarminister Schmidt neben der nötigen „Geldspritze“ zur Existenzsicherung – die nur kurzfristig überbrücken kann – sich auf EU Ebene für eine Marktregulierung einzusetzen. European milk board und Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) haben dazu Modelle vorgeschlagen. Leider wendet sich Minister Schmidt und auch das Landvolk immer noch gegen eine helfende Marktregulierung.
Für den Donnerstag verspricht das Landvolk eine Überraschung. Eine echte Überraschung wäre es, wenn das Landvolk im Sinne aller ostfriesischen Landwirte – und nicht nur im Sinne der Großen – ein Umdenken erklären würde: raus aus dem System für weniger Geld immer mehr produzieren zu müssen – es muss ein Ausweg im Sinne der Landwirtschaft und im Sinne von Umwelt- und Gewässerschutz gefunden werden. Es braucht eine Marktregulierung. Das Geld von Bund und Land darf nicht automatisiert mit der Gießkanne verteilt oder an die größten Bodenbesitzer fließen, sondern an die BäuerInnen die ihre Güter im Einklang mit Tierwohl, Gewässer- und Naturschutz produzieren.
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