„SPD und CDU haben die Vorteile nicht erkannt“
„Die Esenser SPD-Stadtratsmehrheit und die CDU haben die klar auf der Hand liegenden Möglichkeiten und Vorteile eines Beitrittes zur Entwicklungszone des Biosphärenreservates leider nicht erkannt“, schreibt Frank Sziedat als Sprecher des Ortsverbands Esens Bündnis 90/Die Grünen. Auch in Moorweg habe sich der Gemeinderat mehrheitlich gegen den Beitritt ausgesprochen. In der kleinen, sehr landwirtschaftlich geprägten Gemeinde wäre das zu erwarten, aber in Esens?“, fragt Sziedat.
Die Grünen enttäuscht, dass es nicht gelungen sei, die SPD und die CDU zu überzeugen. „Die Kerninteressen der Stadt Esens, nämlich Wirtschaft und Tourismus, hätten von den Fördermöglichkeiten sowohl ideell als auch finanziell über viele Jahre profitiert“, so Bianca Melzer, Sprecherin der Esenser Grünen.
„Das Gütesiegel ,Urlaub im Biosphärenreservat‘ bleibt Esens-Bensersieler Vermietern weitere zehn Jahre verwehrt“, bedauert Frank Sziedat, ebenfalls Sprecher der Esenser Grünen und ehemaliger Kurvereinsvorsitzender. Weidemilch aus dem Biosphärenreservat Wattenmeer werde es in Esens und Moorweg ebenfalls nicht geben.
Die Beitrittsbedingungen seien klar und absolut fair. Ein Austritt sei jederzeit ohne Verlust der Glaubwürdigkeit möglich. Risiken für die vorherrschend herkömmliche Landwirtschaft entstünden durch den Beitritt nicht und seien seriös auch nicht zu konstruieren. „Die geschickt, aber nicht nur in dieser Sache langfristig zum eigenen Nachteil agierende Landwirtschaftslobby lehnt, ähnlich wie die Ratsmehrheiten, starrköpfig jede Veränderung ab, obwohl sie hier überhaupt nicht tangiert wird“, heißt es in der Pressemitteilung der Grünen.
Die von der UNESCO weltweit geplanten Entwicklungszonen seien Gebiete zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung, in denen jede Kommune freiwillig und selbstbestimmt agiere – und keine Naturschutzzonen mit weiteren Einschränkungen für die heimische Landwirtschaft und die Kommunen.
Das sei ganz bewusst so klar und ver ständlich definiert. „Trotzdem will es nicht jeder verstehen. Auf die ,Phantomschmerzen‘ ihrer Lobbyisten fallen nicht nur viele um ihre Zukunft besorgte Landwirte herein, sondern auch Politik und Verwaltung. Das ist bitter, zumal wir jetzt die unumgängliche zukünftige Veränderung hin zu einer nachhaltigen Entwicklung aus eigener Kraft bewältigen müssen“, so Frank Sziedat und schreibt weiter: ,,Wir müssen nun die nächsten Jahre versuchen, die gute Idee der Entwicklungszone in enger Kooperation mit dem Nationalpark und anderen weiter voranzutreiben. Beigetretene Städte und Gemeinden wie Norden, Wilhelmshaven und Sande werden uns künftig Beispiele liefern, wie es auch in der Samtgemeinde Esens sein könnte.“
Die Grünen würden diese Ideen aufgreifen und eigene Aktionen starten, um die Entscheidungsträger in Esens und den anderen Mitgliedsgemeinden „hoffentlich von der nächsten Beitrittsmöglichkeit in zehn Jahren zu überzeugen“. In Holtgast wird in der heutigen Ratssitzung darüber entschieden.
Quelle: Anzeiger für Harlingerland vom 19.04.2022
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